Dem Team Halt geben und vorangehen - das sind wohl die Attribute, die sich jeder Trainer von seinem Kapitän wünscht. Bei Rot-Weiß Oberhausen ist dies momentan der Fall. Denn dadurch, dass Benjamin Weigelt bei Mike Terranova nicht mehr erste Wahl ist, übernahm Robert Fleßers vor einigen Wochen die Binde. Interimsmäßig, wie es hieß - und dennoch ist jedem im Umfeld der "Kleeblätter" klar, dass diese Lösung von Dauer sein könnte. Zu stark sind die Leistungen des ehemaligen Gladbachers mit der Binde am Arm. Da passt es ins Bild, dass der 29-Jährige plötzlich seine Knipserqualitäten entdeckt. In den vergangenen drei Wochen schoss Fleßers drei Tore. Und was für wichtige: Gegen die U23 von Fortuna Düsseldorf markierte er den 2:1-Endstand und gegen Rot-Weiss Essen den umjubelten 2:2-Ausgleich in letzter Minute. Und auch gegen den SV Rödinghausen knipste Fleßers wieder: Diesmal nach nur 46 Sekunden zur wichtigen 1:0-Führung.
Fleßers und Bauder sind meine überragenden Leute
Mike Terranova (Rot-Weiß Oberhausen)
Wie wichtig diese Führung war, wussten auch die Akteure nach der Partie im Wiehenstadion. "Das war ein Start nach Maß", gab Arnold Budimbu preis, der gegen den SVR einen Doppelpack schnüren konnte. "Besser kann man nicht ins Spiel kommen. Danach hatten wir Rückenwind und so spielt es sich deutlich leichter." Und auch der Coach wusste um den Effekt des Blitzstarts: "Die frühe Führung hat der Mannschaft noch einen kleinen Extraschub gegeben," erzählte Terranova und fügte hinzu: "Danach war es aber sehr wichtig, dass wir uns nicht hinten reingestellt haben, sondern weiterhin aktiv waren. Dieses Spiel ist natürlich sehr kraftaufwenig, aber dafür trainieren wir ja schließlich auch die ganze Woche. Das sind alles junge Kerle, die können schon 90 Minuten laufen."
In der Tat, RWO schaltete eben nicht in den Verwaltungsmodus, sondern agierte weiter frech nach vorne. Genau das war es, was der Oberhausener "Fußballgott" von seiner Truppe sehen wollte, wie er nach der Partie bestätigte: "Ich bin sehr glücklich darüber. All das, was wir in den letzten Wochen noch schlecht gemacht haben, haben wir besser gemacht", erklärte der 39-Jährige. "Uns hat in der letzten Zeit eine gewisse Passivität einige Punkte gekostet. Das freche Spiel nach vorne, das soll uns auszeichnen und darauf werden wir weiter aufbauen." Die Worte eines Trainers, der als ehemaliger Stürmer weiß, wovon er redet. Spielern wie Budimbu oder auch dem eigentlich schon abgeschriebenen Güngör Kaya hat er neues Selbstbewusstsein eingeimpft. "Wir sollten die ersten Spiele nicht mehr so hoch hängen, das sollte abgehakt sein", gab Budimbu zu Bedenken. "Momentan läuft es einfach sehr gut. Aber wir denken weiter von Spiel zu Spiel und dies tut uns als Mannschaft auch gut."
Und auch Kaya erlebt unter Terranova eine Renaissance. Erneut konnte der Türke seiner Lieblingsbeschäftigung nach gehen: Tore erzielen. Und dies obwohl bereits Simon Engelmann an der Seitenlinie stand und wenige Sekunden später eingewechselt werden sollte: "Ich habe ihn gar nicht wahrgenommen", berichtete der 26-Jährige mit einem Lächeln auf den Lippen. "Ich war einfach platt. Umso glücklicher bin ich darüber, dass ich dann noch das Tor gemacht habe."
Aber alle dachten wohl trotz des am Ende klaren 4:0-Erfolgs noch an die 46. Sekunde zurück. Denn dort wurde der Grundstein für den Triumph gelegt. Und wohl auch deshalb wusste Mike Terranova genau, bei wem er sich nach dem Abpfiff zu bedanken hatte: "Robert ist ein absoluter Führungsspieler. Ich finde, dass er in der letzten Zeit sogar noch eine Schippe draufgelegt hat", schwärmte der Italiener und fügte an: "Er und Patrick Bauder übernehmen viel Verantwortung. Das sind meine überragenden Leute. Auf die Jungs wird gehört, weil sie nicht durch Erzählerei, sondern durch Leistung vorweg gehen."